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Dienstag, 25. Juli 2017

- Liebes Tagebuch -

بسم الله الرحمن الرحيم 

Ich reiß die Seiten aus meinem Tagebuch,
Zerreiß sie in tausend kleine Teile, lass sie um mich fliegen sowie tausend kleine Teilchen in der Hülle um den Kern eines Atoms
In dem schon lange keine Protonen mehr schwirren, 

keine Elektronen mehr verwirren,
Lass sie fliegen sowie Sterne überall im All,
Lass sie sich durch die Lüfte tragen wie die Schwingungen des Schalls in einem monotonen Hall und schaue zu wie sie still und leise zerfallen -
Und so bleibt vom einst bunten Konfetti der Erinnerungen nichts weiter da als Staub,
Als bedeutungsloser, auf dem Boden liegender Laub an einem kühlen Tag im Herbst, von einem müden Baum 

der einst blühte und vor Leben sprühte in einem weit entfernten Frühling doch der nun seine Blätter fliegen lässt,
Sie alle einfach liegen lässt wohin auch immer sie dann gehen,
Wohin auch immer der Wind sie trägt,
bis sie still und wortlos in ihm verwehen -


Und mit jedem Tag der vergeht,

Lausche ich dem Rauschen des Windes,
während er das Gefühl vom Bild trennt und es aus meinem Herzen trägt,
In die Ferne verweht und was bleibt ist einzig und allein eine Erinnerung -
Und so entstehn Stummfilme, wo einst Musicals waren und aus wahren Erlebnissen werden schwarzweiße Bilder im Fotoalbum meines Lebens und Du verweilst im Damals und ich im Hier -
Und mit jedem Windzug zerbricht und stirbt ein Teil in mir.






Picture: http://www.artsobserver.com/2012/11/10/pablo-lehmann-builds-a-paper-house-in-anthropologie/img_3638/

Freitag, 23. Juni 2017

Gast-Freundschaft #Ramadan

بسم الله الرحمن الرحيم 

Ich schau zum Himmel, wie er langsam seine Sonne umarmt,
Sie still und leise mit seinem blauen Charme umgarnt,
Sie nach einem langen Tag liebevoll und zärtlich in die Arme nimmt,
Während die Sonne schüchtern errötet und im Abendrot langsam ihre Strahlen dimmt,
wie sie sich müde und zufrieden in seiner sanften Berührung zur Ruhe setzt -
Und wie sie dankbar seine Nähe schätzt -
Und unter diesem Manifest ewiger Liebe warte ich sehnsüchtig auf meinen Gast,
Zu dessen Empfang mir mein Herr auch dieses Jahr wieder die Ehre erwiesen hat
Und sobald die Sonne von der Bühne steigt, um dem Mond in seiner Sichelform das Rampenlicht zu überlassen,
Betritt mein Gast mein zu Hause und ich spüre, wie all meine Ängste und Sorgen mich verlassen -

Die Welt steht still, die Sterne schmücken ihre Decke wie kleine Juwelen,
die Engel beben vor Aufregung und beten für jede einzelne unserer Seelen,
legen die Shayateen in Ketten denn Allah will für uns Einfachheit -
die Himmel öffnen die Tore der Vergebung und Barmherzigkeit,
heute beginnt der Monat der Rechtleitung und Einigkeit,
Nächstenliebe, Großzügigkeit, Gemeinsamkeit -
die alten Bücher werden geschlossen um neue zu öffnen,
ab heute kann jeder auf einen Neuanfang hoffen,
denn er ist da, mein geliebter Gefährte, der nur einen Monat bleibt
Aber mir dabei die Schönheit ganzer Ewigkeiten zeigt,
Der mir die tiefsten Geheimnisse des Lebens verrät
Und mich zur Besserung meines Charakters berät
mich unterstützt während ich mich in der besten Version meiner selbst probiere,
tagsüber faste, mich übe in noch mehr Barmherzigkeit und Nächstenliebe,
auf Diät geh’ von schlechten Gewohnheiten, Gedanken und dem Ballast der Seele -

Willkommen im Bootcamp, in dem mein Gast mich diszipliniert,
indem er mich in Geduld, Durchhaltevermögen und Gehorsam trainiert,
während der Körper nach Nahrung schreit und ständig versucht zu rebellieren -
denn während er hungert, ernährt sich der Geist,
macht sich das Herz frei von jeglichem Neid, Egoismus und Heuchelei,
verinnerlicht Empathie, Mitgefühl, Selbstlosigkeit,
und jeder Herzschlag, jeder Nerv und jede Faser, jede Vene, jede Ader pulsiern in hingebungsvoller Dankbarkeit -

Und mit diesem Geschenk stehe ich nachts im Gebet und preise den Namen meines Herrn,
Dessen Wort mir mein Gast brachte aus dem ich bis heute lern
Dass alles im Leben vergeht und nur gute Taten bleiben
Dass es meine Aufgabe ist zu helfen wenn andere Menschen leiden,
Meine Wut zu schlucken, Geduld zu haben und zu verzeihen,
Dass mein Herr mich sieht und hört und niemals vergisst, was ich mache
Und ich eines Tages Rechenschaft ablegen muss, für jede noch so kleine Sache,
Es lehrt Gerechtigkeit, Hilfsbereitschaft, Vergebung, Nächstenliebe und viel mehr,
Ein zeitloses Buch, tiefgründig wie das Meer
Ohne dem unsere gesamte Existenz sinnlos wär -

Und die Nächte vergehen in gemeinsamer Zweisamkeit von mir und meinem Herrn,
Den Milliarden von Menschen gleichzeitig bitten, und Er trotzdem jeden einzelnen hört,
Es bleibt keine Hand leer, die sich mit Demut und Hoffnung zum Himmel erhebt,
niemand alleine, der sich aufrichtig nach Seiner Nähe sehnt,
jedem, der von Herzen um Verzeihung bittet, wird die Vergebung gewährt,
und jeder, der darum bittet, dem wird die frohe Botschaft beschert -
Und jedem wird gegeben, worum er bittet, wenn er sein Haupt vor Ihm senkt,
„So gedenkt Meiner damit Ich eurer gedenk“,
Eine Liebesgeschichte, die auf der tiefsten Erde beginnt, wenn der Diener sich vor Ihm verneigt,
seine tiefsten und intimsten Gedanken flüstert mit Ihm teilt
und all das in den siebten Himmel steigt -
ob laut oder leise, egal wie oder was er sagt,
Er ist gewiss nah, wenn Sein Diener nach Ihm fragt -

Und so fühlt sich jeder Tag an wie ein einziger Augenblick,
Und genauso schnell vergeht der Monat, bis ich bei seinem Abschied wieder traurig bin,
Und genauso schnell vergeht das Leben, das sich anfühlt wie ein einziger Tag und ehe ich mich verseh, steh ich vor meinem Herrn der mich über meine Taten fragt,
Denn genau das ist das Leben
Ein einziger Augenblick -

Da stehe ich nun wieder, voller Reue, die Zeit nicht gut genug genutzt zu haben,
und muss dir nun schweren Herzens auf Wiedersehen sagen,
mich dabei fragen, ob wir uns jemals wiedersehen?
Ob ich bis zu deiner nächsten Rückkehr überhaupt noch am Leben bin?
Ob ich dir die Gastfreundschaft bat, die dir gebührt und ob ich es ab hier auch allein schaffe, ein besseres Leben zu führn?
Und während die Sonne sich wieder erschöpft in die Arme des Himmels begibt,
der Himmel sie fest umarmt und ihr seine ganze Liebe gibt,
sie beide sich mit dem Schleier der Dunkelheit einkleiden,
der Sichelmond auf die Bühne steigt, um sich von der anderen Seite zu zeigen,
verbleibe ich in Sehnsucht und Hoffnung, dich auch nächstes Jahr zu empfangen -

Und sobald der neue Tag anbricht, brichst auch du auf, Ramadan,
und machst uns stattdessen zu den Gästen Allahs,
wenn wir essen und trinken und gemeinsam all das feiern, was wir durch dich gelernt
haben und setzen es um,
bis du wieder kommst,
und preisen bis dahin die Einheit und Großartigkeit des allerhöchsten Herrn.





https://apod.nasa.gov/apod/ap080112.html

Sonntag, 3. Januar 2016

Speisen für Waisen

بسم الله الرحمن الرحیم

Mein Name ist Yasmin, ich bin 5 Jahre alt und ich bin nicht wie andere Kinder,
ich spiele nicht, nasche nicht und auch pusten kann mir die Schmerzen nicht lindern,
Einen Gute-Nacht-Kuss oder Geschichten zum einschlafen bin ich nicht gewohnt
und in einem so genannten "Kinderzimmer" habe ich auch noch nie gewohnt,
ich hab auch keine Angst vor dem Monster unterm Bett oder im Schrank
und ich schlafe allein ein, egal ob ich gesund bin oder krank,
ich hab' auch nicht die Wahl darüber, ob ich im Dunkeln schlafe oder bei Licht
denn sowas wie ein Bett besitze ich nicht -

Ich bin Yasmin, ich bin 5 Jahre alt und ich lebe auf der Straße,
mein Leben dreht sich ums Überleben und nicht um Spielen oder Spaß und
eine tägliche Mahlzeit ist für mich nicht selbstverständlich,
mein zu Hause ist nicht liebevoll, noch nicht mal stabil oder beständig,
es ist jedes Mal wo anders und auch nie das gleiche,
manchmal schlafe ich ein neben meinesgleichen und wache auf neben einer Leiche
und frage mich auch oft, ob ich die nächste bin -
und manchmal finde ich keine Ecke oder 'nen Fleck zum Übernachten und frage mich verzweifelt, wohin
mit mir denn nirgends gibt es einen Ort, wo ich vermisst werde und zu Hause bin -
Und wenn es Winter ist und ich friere, reibe ich meine Hände solange aneinander, bis ich sie wieder spüre und suche nach etwas zu Essen und einem warmen Ort bevor ich wieder das Bewusstsein verliere
und in der eisigen Kälte erfriere -

Doch all das lässt mich kalt, denn kein Winter ist jemals so kalt
wie die Herzen der Menschen dieser Welt,
denen es weder an Gesundheit mangelt, noch an Familie, Besitz oder Geld,
und denen es scheinbar egal ist, dass trotz des Wechsels der Jahreszeiten in meinem Herzen der eiskalte Winter der Einsamkeit weiterhin anhält -

Denn was mir fehlt, ist nicht das weiche Bett oder das warme Zimmer,
auch nicht das tägliche Essen oder der süße Schlummer,
auch die Kälte und meine abgetragenen Lumpen bereiten mir wenig Kummer,
ich bin es auch nicht satt, auf hartem, kalten Boden zu schlafen oder aus Pfützen zu trinken,
sondern ich sehne mich einzig und allein nach der Vorstellung, mich auf dem Schulweg umzudrehen und meine Eltern zu sehen, wie sie mir glücklich winken,
denn nicht unter einem Dach zu leben, mit Spielzeug und Süßigkeiten ist nicht das schlimmste, was es gibt,
sondern vielmehr der Verlust der Menschen, die dich als einzige auf der Welt so bedingungslos lieben, 
wie dich sonst keiner je lieben wird, jemals geliebt hat oder liebt -
Keine Arme in denen man sich verstecken kann, wenn man Angst hat,
Niemand, der sich darum sorgt, ob man hungrig ist oder satt
und keine liebevolle Hand auf der Stirn, wenn man Fieber hat,
Kein "Du schaffst das", wenn man mal den Mut verliert und niemand, der einen zudeckt, wenn man nachts mal friert
und auch niemand, der mit einem schimpft, wenn man mal zu spät kommt, kindisch ist und Mist baut,
aber vor allem niemand, keine einzige Seele, der man blind vertraut -

Mein Name ist Yasmin, ich bin fünf Jahre alt und ich bin ein Waisenkind,
ich bin genau das Kind, für das all diese Speisen sind,
ich bin das Kind, das du auf den Plakaten und Flyern siehst,
ich bin das Kind, über das du all diese schrecklichen Geschichten liest,
ich bin das Kind, das allein ist, obwohl ich bin, wie jedes andere,
fühle und denke und träume und Angst habe, wie jedes andere,
ich bin das Kind, das anders - schlechter - behandelt wird, trotz all der Gemeinsamkeiten,
ich bin das Kind, das nicht vor Armut stirbt, sondern vor Einsamkeit -

Ich bin Yasmin, ich bin Ahmad, ich bin Daniel und Selin,
ich bin Maryam, ich bin Ashraf, ich bin Brandon und Jaqueline,
ich bin jedes einzelne Waisenkind von den 150 Millionen, die gerade da draußen sind,
misshandelt, obdachlos, am frieren und nichts zu Essen,
ich bin die Stimme all derer, die wir jeden Tag vergessen -
Ich bin Yasmin, ich bin Waisenkind und mich gibt es überall,
ich bin Yasmin, ich bin das Kind, das ein Anrecht auf deine Hilfe, deine Unterstützung hat,
ich bin Yasmin, ich bin das Kind, dessen Schrei nichts übertönen wird, egal wie fest du deine Ohren hältst,

ich bin Yasmin, ich bin das Kind, für dessen Tod - oder Rettung - du die Verantwortung trägst.
 

http://speisen-fuer-waisen.islamicrelief.de/ueber-sfw/

Dienstag, 1. Dezember 2015

Ein-heit

بسم الله الرحمن الرحیم 

Ich fange an bei 1, dem Kern unseres Seins,
Der Essenz, dem Geheimnis einer erfolgreichen Existenz, 
Und bleibe genau dort stehen, 
Am Ursprung, am Zentrum, um das sich alles dreht -
Und stell euch dort meine Familie vor,
Meine 1,6 Milliarden Geschwister, mit denen ich einmal im Jahr einen Monat lang 19 Stunden faste,
Die ohne zu zögern ihr Essen teilen und mich behandeln wie ein ehrenwerten, seltenen Gast und
Gemeinsam halten wir durch mit Disziplin und entfernen den Ballast 
Des Lebens von unseren Seelen -
Und einmal im Jahr sind wir wieder da bei der Kaaba und am Tag von Arafah während der Hajj, der Pilgerfahrt -
Ob groß oder klein, schwarz oder weiß, 
Krank oder gesund, arm oder reich,
Alle stehen nebeneinander, Reihe für Reihe, verschiedene Sprachen, Geschichten, Charaktere, doch tun alle das gleiche, sagen das gleiche,
tragen das gleiche, denn wir sind alle gleich vor dem Einen 

Ich fange an bei Adam, 
dem Vater unserer Spezies, dem allerersten Mann, 
Dessen Frau Eva ein Geschenk war -
Ich fange an bei der ersten Liebesgeschichte dieser Menschheit, 
deren Ergebnisse wir sind, ihr seid,
Deren Überschrift uns unter dem Nachnamen "Mensch" vereint -
Ob schwarz, braun oder weiß, 
gelb, rot, rosa oder keins
Von alledem - ob Arzt oder Klempner, egal welcher Herkunft, Abstammung oder welche Werte, 
Wir kommen alle von Adam und Adam war aus Erde -

Die Erde, unser gemeinsames Haus, auf der Platz für alle ist,
Ein Ort, an dem keiner hungern sollte oder frieren,
Ein Ort, der erbaut wurde aus dem seltenen Bodenschatz der Liebe:
Denn wenn du ein Waisenkind bist, liebe ich dich noch mehr 
und wenn du Flüchtling bist, dann komm her, 
ich lad' dich ein, in einen anderen Raum deiner eigenen Heimat denn egal woher du kommst, in unserem Kern sind wir eins -
Denn Gemeinsamkeiten verbinden und wir haben ein Herz gemein,
Auch du hast Augen, Nase und Mund, 
Bist erwachsen, aber warst einst mal klein,
Vom Embryo zum Fötus, daran mussten wir alle vorbei 
Und in deinen Augen verbergen sich auch Tränen, nicht nur in meinen,
Und auch du isst, trinkst, schläfst, lachst mal oder weinst,
Und wir alle werden älter und werden unter der Erde vereint -
Und für mich reicht das völlig aus als vereinende Gemeinsamkeit -

Also nehme ich alle Brillen ab und betrachte das Leben wie es ist,
Sehe in dir nicht weiter das, was sie mir sagen, sondern das, was du wirklich bist
Und komm' aus dem staunen nicht mehr raus über dieses geniale Puzzle das sich "Leben" nennt - 
Das Rätsel, das sich "Universum" nennt,
Dem der Urknall alleine nicht als Erklärung gerecht wird,
Und durch das das Verlangen, mein Haupt vor Verwunderung zu senken, immer stärker in mir brennt 

Also senk ich 5 mal am Tag, 58 mal mein Haupt und mach mich dem Boden gleich um Dir zu sagen dass Du makellos und Der Höchste bist
Dass selbst wenn dein Kunstwerk sich weiter bewegt,
Eines Tages vergeht,
Du dennoch unbeweglich, ewig lebendig bist, 
Dass nichts dir gleicht und Du unvergleichbar bist, Einer bist -

Also fang ich an bei 1, dem Kern unseres Seins,
Der Essenz, dem Geheimnis einer erfolgreichen Existenz, 
Und bleibe genau dort stehen, 
Am Ursprung, am Zentrum, um das sich alles dreht -
Wo es auch nicht weiter geht,
Denn Er ist eins und vor Ihm sind wir eins,
Wozu also noch "deins" oder "meins", 
"deren" oder "unser", zwei oder drei?

Aufklärung

بسم‌الله الرحمن الرحیم

"Die eine Wahrheit gibt es nicht",
Hör ich sie immer sagen, 
"Jeder soll glauben, woran er will" -
Und mit solchen Parolen gibt man sich zufrieden, 
anstatt selbst zu hinterfragen,
Also lass mich mal fragen
Und dir zeigen, wie schön es ist, mal die Wahrheit zu sagen

Glaubst du daran, dass die Menschen alle gleich sind,
Ein Weißer nicht mehr wert als ein Schwarzer ist,
Ein Reicher nicht mehr wert als ein Armer ist,
Man nicht nur von Erwachsenen lernen kann, 
sondern auch von einem Kind? 
Glaubst du daran, dass Tiere ebenfalls unsere Zuneigung und Barmherzigkeit verdienen,
Dass kein Mensch dazu erschaffen wurde, einem anderen Menschen zu dienen,
Dass unseren Eltern, besonders den Müttern, allein schon durch die Schwangerschaft all unsere Liebe gebühren sollte und
Dass Mord, Diebstahl, Gewalt und Lügen,
Geiz, Egoismus, Vergewaltigung und betrügen, alle zu den schlechten Taten gehören?
Stell dir eine Welt vor, in der wir einander glauben und vertrauen können, sobald wir nur einmal schwören -
Und das ganz blind, 
Denn darin, dass Ehrlichkeit und Vertrauenswürdigkeit wunderbare Eigenschaften sind, 
Sind wir uns alle einig -
Und auch darin, dass das schönste am Menschen ein schöner Charakter ist
Und dass wir nicht für immer Leben, sondern nur bis zu einer bestimmten, unbekannten Frist -

Stell dir vor, wir würden alle Wasser sparen und stattdessen regelmäßig spenden,
Stell dir vor, wir würden uns um Waisenkinder kümmern und Brunnen für Durstige bauen, mit unseren eigenen Händen -
Im Geschäft nicht betrügen, unsere Mitmenschen ohne Eigennutz ehren, gutes Benehmen lernen und lehren und Arme und Bedürftige ernähren - wie glücklich wir alle wären... Glaubst du mir?
  
Glaubst du mir, dass die Welt ein wunderschönes Kunstwerk ist, 
der Himmel, die Erde, die Sonne und die Sterne,
Bäume, Blumen, Wolken, Meere, 
Als ob all das mit einem Pinsel gemalt worden wäre 
Von einem genialen, gewaltigen Designer -
All das sind Wahrheiten, die uns vereinen könnten -
Also komm, ich lad' dich ein zum universalen Verein, 
der vereint wird in der Liebe zum Einen, 
vor Dem wir alle gleich sind, doch Dem gleich keiner ist -
Der dem Guten Belohnung, und dem Schlechten Vergeltung für seine Taten verspricht
An einem Tag, an dem die pure Gerechtigkeit spricht -

Und Allah gibt unter Seinen Zeichen 
als Gleichnis Seines Wortes das eines Baumes, "dessen Wurzeln fest sitzen und dessen Zweige in den Himmel reichen", (14:24)
Wie kann denn seine Früchte gut und reif sein, wenn die Wurzel nicht stark und lebendig ist?
Können denn so viele Wahrheiten wahr sein, wenn ihr Ursprung nicht wahr und beständig ist?


http://www.janetmyatt.com/wp-content/uploads/2014/12/Tree-of-life-spring.jpg



Mittwoch, 16. September 2015

Heimweh/g II

 بسم الله الرحمن الرحیم

Ich will nach hause.
Ich will endlich nach hause, denn Ich vermisse mein zu hause, den Ort, an dem mein Herz ist,
Das Haus, in dem mich kein Kummer und kein Schmerz trifft unter dem Flügel der Barmherzigkeit -

Während die Sonne ihr müdes Haupt senkt und sich mit dem Horizont vereint,
Einen weiteren Tag ein und das selbe getan zu haben scheint,
Der Himmel in Dunkelheit über ihre Abwesenheit tausende Sterne weint,
Begibt sich meine Seele erneut auf die Reise
Auf die immer wieder gleiche Weise in ein Labyrinth von Fragen über Fragen,
Dessen Wände meine Gedanken überragen
Wie: wie lange müssen wir noch warten?
Wenn das Leben nach Drehbuch läuft und der Autor allmächtig ist,
Wenn der Mensch schwach und Shaytaan so lästig ist,
Wenn die Zeit vergeht, als hätte man an der Uhr gedreht,
nichts auf Erden für die Ewigkeit steht,
jedes Gefühl vergeht und die Erinnerung nicht für immer lebt,
das Leben selbst im Winde verweht -
Wie kannst du da noch warten?
Worauf, wenn keine Seele weiß, was ihr morgen widerfährt,
kein Mensch weiß, welche traurige Nachricht er morgen erfährt?

Und das Leben zieht vorbei wie ein ICE,
Lässt dich stehen, mitten auf dem Weg,
Während du überlegst, und den Rest deines Lebens träumst -
Und das, wovon du träumst, wird vom Schicksal aus dem Weg geräumt,
Bis du aufwachst aus deinem Orchester von "Bald werde ich..." und "Wenn ich dann soweit bin..." -
Doch sobald der ICE den Bahnhof verlässt, bleibt nur noch der Regional,
Und wenn du drin sitzt, wirst du emotional, denn während du damit beschäftigt warst, auf die Umsetzung deiner Träume zu warten,
waren die Passagiere im anderen Zug beschäftigt damit, sie zu realisieren mit richtigen Taten -

Ich will nach hause.
Ich will endlich nach hause, denn Ich vermisse mein zu hause, den Ort, an dem mein Herz ist,
Der Ort, zu dem mein Herz gehört,
Wo es nicht gebunden ist an Menschen oder Dinge, Ängste und Entscheidungen,
An dem ich nicht auf Träume warten oder hoffen muss auf Erscheinungen -

Und die Zeit, die regungslos verging, lehrte mich den Heimweg, um ein echtes Haus zu bauen,
Das Ticket gibt's nur jetzt, einmalig und direkt vor Ort:
Aufwachen, Kapitel schließen und nach vorne schauen -
Und wie Konfetti zerfällt das Labyrinth in tausend Teile mit seinen hohen Wänden von Fragen
Ich schließ' das Buch und komm zurück von meinem Trip, denn Allah hat vorbestimmt und Er macht was Er will -
und - so Allah will- wird morgen ein besserer Tag.


Mittwoch, 2. September 2015

Morgen-Grauen

بسم الله الرحمن الرحیم

Es ist ein neuer Tag,
Ein weiterer Tag ohne Sinn,
Ein weiterer Tag, an dem ich gezwungen bin,
Mich zum monotonen Takt des Lebens zu bewegen,
Mich über meine alltäglichen Pflichten aufzuregen,
In allem zu versagen und mich dann zu beklagen -
Wieso ich, frag' ich mich,
Womit hab ich das verdient?
Ich öffne müde die Augen und bleibe erst mal liegen,
Bis sich in mein Herz durch drängen kann, was mein Auge sofort sieht -

Ich seh' die Sonne, die sich mit Grazie über den Staub der Erde erhebt,
Seh' wie ihr Strahlen die tote Erde belebt
Und wie die Menschheit einen weiteren Tag erlebt -
Wie die Stifte des Schicksals neue Seiten schreiben,
Ich hör die Vögel, wie sie im Einklang Seinen Namen preisen,
Ich spür' den Wind, wie er auf Seinen Befehl um die Länder reist,
Und wie die Erde ein weiteres Mal um die Sonne kreist -
Ich höre den Morgen, wie er leise aufatmet,
Seh' wie der Mond sich vom spotlight der Sonne zurück zieht und auf seinen nächsten Auftritt wartet,
Und das Glitzern des Taus auf den Blättern der Bäume im Licht des Morgengrauens,
Und ich erwache vom Tod aus meinen Träumen und stehe mitten im Leben um das Haus meiner Zukunft zu bauen -

Es ist ein neuer Tag,
Ein weiterer Tag mit einem Sinn,
Ein weiterer Tag, an dem ich gesegnet bin,
Ein weiterer Tag mit einem Dach über dem Kopf und einem schlagenden Herzen -
Zwei Augen die sehen, Ohren, die hören und einem Körper frei von Schmerzen,
Einer Seele, die ihren Schöpfer kennt und eine Zunge, die Seinen Namen lobt,
Einem Herzen, das in Seiner Erinnerung vor Liebe tobt -

Wieso ich, frag' ich mich,
Womit hab ich das verdient?
Wieso ich, und nicht das arme Kind, das tot auf den Straßen Syriens liegt?
Ich falle beschämt zu Boden, in demütiger Dankbarkeit, während ich auf Seine Vergebung hoffe -
Und würde ich alle Segen meines Herrn aufzählen, würde ich es gewiss nicht schaffen. (14:34)

(C) http://www.projecthappyhearts.com/wp-content/uploads/2015/04/green-nature-dual-monitor-other.jpg


Dienstag, 14. Oktober 2014

Gedanken eines Häftlings

بسم الله الرحمان الرحيم


Wie. Ein. Gefängnis. 
Wie ein Gefängnis fühlt sich dieser Körper an,
Wie ein Häftling fühlt sich diese Seele an,
Wie ein Adler mit ausgebreiteten Flügeln am Gipfel eines Berges - aber mit 'ner Kette am Bein,
Wie ein Segler mitten auf dem Meer - gefesselt an einem Stein,
Wie ein einsamer Fels, der fest steht auf dem weiten Ozean,
Wie ein Rasthof an der Seite einer Autobahn -
Wie ein Schiff, bereit zur Abreise, dessen Anker im Meeresboden Tränen der Einsamkeit weint -

Während der Körper stehn bleibt, alles, bis auf das eigene Leben, weiter zu gehn scheint, 
Man selber statisch und alles andere dynamisch ist,
Läuft einen Marathon die Seele, beginnt in Hoffnung und endet in Leere -

Wie. Ein. Gefängnis. 
Wie ein Gefängnis fühlt sich dieser Körper an
Eingeengt in dieser Welt voller Vorurteile und geistiger Begrenzung,
Rein gedrängt die Seele in einen Körper, der konfrontiert wird mit Ausgrenzung,
Und so vielen bunten Gedanken, die umzingelt sind von Eingrenzung -

Meine Gedanken sind wie ein überfüllter Teller voller Nudeln,
Sie gehn über den Rand,
Meine Moral und meine Werte sind so wie der Duden,
Sie sind zu schwer für eine Hand,
Mein Geist ist wie ein Flüchtling,
Er will die Grenze übersteigen,
Nach der Vorstellung von Freiheit bin ich süchtig,
Am liebsten würd ich ausbrechen aus dieser Hülle und nicht mehr auf dem Teppich bleiben,
Die Welt betrachte ich nicht nur flüchtig,
Meine Seele fühlt sich an wie ein Bettlaken in einem Marmeladenglas,
Zwei Antonyme füreinander und unpassend wie die Begriffe Friedhof und Spaß,
Wie eine Spieluhr, die sich endlos im Kreise dreht,
Wie ein Grashalm, der sich leise von links nach rechts bewegt,
Wie das Pendel einer Uhr die tickt, aber deren Stundenzeiger sich einfach nicht von der Stelle regt -
Und mein Blick verweilt am Horizont, sucht die Grenzenlosigkeit, und wird wortlos und still vom Winde verweht,
Versinkt darin, wie ein verlorener Regentropfen im Meer -

Wie. Ein. Gefängnis.
Wie in einem Gefängnis schreit der Häftling, doch der Schall ertönt nur innerhalb der Zelle,
Schlägt sich energisch gegen die Wände wie eine wütende Welle,
Doch von außen hört man keinen Ton und nichts trifft den Blick
Und auch der Schrei verblasst langsam, bis er zwischen den Wänden erstickt -
Ich schau zur Welt, doch sie scheint nicht groß genug,
Ich schau zur Welt, die sich herausstellt als Schein und Trug,
Alles Schall und Rauch, nichts weiter als Lügen und Betrug -
Es erwürgt mich und erdrückt mich und droht, mich zu zerbrechen,
Denn Freiheit existiert nicht im Leben - also halt ich fest an Seinem Versprechen -
Dem Versprechen von Freiheit, durch das ich es schaffe, in Frieden zu sein,
Und es sind die Hoffnung und der Glaube an meinen endlosen, ewigen Herrn, die mich befreien -
Denn solang' ich glaube, solange bin ich frei.

Freitag, 10. Oktober 2014

Liebesbrief | Part V | An meine Geliebten

بسم الله الرحمن الرحيم

Assalaam alaykum wa rahmatullahi wa barakatuhu,

Das Leben ist ein Augenblick,
Solange, wie das Auge blickt,
Solange, wie ein Auge zwinkert,
Solange wie ein Klick auf einen Link,
Und solange, wie ein Tropfen im Ozean versinkt -
Es endet, noch bevor es wirklich beginnt,
Das Leben ist wie der Wind,
Es lässt dich seine süße Kühle kosten und schon ist es zu ende,
Heute läufst du geradeaus und schon morgen kommt die unerwartete Wende -

Dies ist ein Liebesbrief zu Lebenszeiten und ein Abschiedbrief in Abwesenheit,
Denn wer gibt uns die Garantie einer langen Anwesenheit
Und wer sagt uns, dass wir morgen noch am Leben sein werden?
Dass wir den Morgengrauen wieder sehen, dass wir am nächsten Abend schlafen gehen,
Dass unser Atemzug nicht doch der letzte war oder das Herz stehen
bleibt?
Der Todesengel geht nicht auf Dates, sondern er kidnappt lieber,
Er gibt dir keine Zeit, nochmal "Leb wohl" zu sagen zu deinen Liebsten,
Also nutz ich die Gelegenheit und lasse euch mal wissen,
Wie sehr ich euch liebe und sollt' ich weg sein, müsst ihr mich nicht vermissen,
Ich hab nur einen Wunsch, und es gibt nichts, was ich sonst wollte,
So bitte ich euch - man weiß ja nie - falls ich zuerst gehn sollte,
Dass ihr mich nie vergesst in euren Gebeten um Vergebung und um Segen,
Damit mein Tod kein Grund zur Sorge wird, sondern die glückliche Rückkehr zur Liebe meines Lebens.

In Liebe.

Freitag, 1. August 2014

Liebes-Brief | Part IV

بسم الله الرحمن الرحيم


Liebe.

"Erste Liebe". Wie viele "Lieben" gibt es?
"Wahre Liebe". Sind alle anderen falsch?
"Liebe des Lebens". Wessen oder wofür sind dann die anderen? Und wer oder was sind diese "anderen"?
"Ver-lieben". Ver-fehlen, ver-sagen, ver-raten, ver-setzen, ver-rückt, ver-letzen... Ver-trauen...?
"Liebe macht blind." Sehnsucht. Liebeskummer. Hassliebe. Gebrochenes Herz. Herzschmerz
Wieso bringt die angeblich "schönste Erfahrung des Lebens", das "schönste auf der Welt" nur so viel Negatives mit sich? Wieso tragen diese Bezeichnungen Untertöne der Vergänglichkeit mit sich? Wieso erscheint sie so unglaublich überladen mit Fehlern, Unsicherheit, Schwäche, Abhängigkeit? 
Was ist überhaupt "Liebe"? 


Allah سبحانه و تعالى hat Seinen Dienern klare Grenzen im Umgang mit dem anderen Geschlecht gesetzt:
Distanz, Geschlechtertrennung, Kleiderordnung - das alles nur zum Schutz, damit man uns nicht verletzt
und doch fällt das Herz so schnell in deine Ketten,
mit all deinen schmerzhaften Facetten,
und die Liebenden tun plötzlich Dinge, die sie sonst niemals getan hätten -
Doch was ist Liebe? Es ist eine starke Emotion, verursacht durch einen speziellen Menschen - einfach zu erkennen, aber schwer zu verstehen -
Was ist eine Emotion? Es ist ein temporäres Phänomen,
was der Mensch als Fundament für das Haus seines Lebens aussucht,
eine Versklavung des Herzen, welches einem anderen dient, aus Sucht
nach dieser Person, und er vergisst den Sinn seines Lebens,
vergisst, dass ein so schwaches Fundament kein Haus tragen kann, doch macht er es dennoch zum Ziel all seines Strebens -

Wie betrunken nimmt er alles hin - 
wie süß der bittere Geschmack dieser Droge doch scheint -
Hat das Leben abgesehen von diesem Rausch überhaupt noch einen anderen Sinn?
Egal, wenn das Herz ab und an mal weint,
denn die Welt da draußen bringt uns bei, nur für diesen Rausch zu leben,
um sie zu erreichen, alles zu geben,
von der Ehre, der Zeit, Energie, Kraft, bis hin zur Unschuld,
Für diesen einen Menschen hat plötzlich sogar der Ungeduldigste am meisten Geduld,
doch wenn das Leben einen anderen Lauf nimmt als erwartet und die Dinge nicht mehr so schön sind,
brechen wir zusammen und weinen bitterlich wie ein kleines, krankes, unzufriedenes Kind,
haben Schmerzen, sind müde, erschöpft und wechselhaft, wie im Fieber,
ohnmächtig zu sein, nichts wahrzunehmen wäre einem sogar lieber -
Wann hört das endlich auf, gibt es denn gar kein Medikament?
Das einst starke Herz, das dachte, es könne die Welt erobern, ist nun ein ausgelaugtes Ding, kraftlos und dekadent -

Bist du, Liebe, also nun etwas Schlechtes? Auf überhaupt keinen Fall.
Das, was wir unter deinem Namen kennen lernen, ist nur der Schall
dessen, was du wirklich bist, denn deine wahre Natur liegt innerhalb der vom Schöpfer gesetzten Schranken,
denn nur ein Herz fern von der Liebe des Herrn nimmt sich wen anders zum Herrn,
ist nicht stark genug, um deine Herausforderungen zu meistern,
lässt sich schneller von allem, was man einem antut, verletzen oder begeistern
und man liebt nur ein Teil dessen, was derjenige wirklich ist,
denn mehr kennt man von diesem Menschen noch nicht -
Was bist du also? Tausende Zeilen könnte man über dich schreiben...
"Die Liebe ist eine Krankheit, dessen Heilung in der Ehe mit der Person liegt, die man liebt, um in der Liebe zu bleiben."*

Du bist wunderschön und du bist das schönste, von all den Dingen, die es gibt,
in deinen verschiedensten Formen - ob Familie, Freunde, jede Art, auf die man liebt -
doch nur in der vom Herrn der Welten erlaubten Form bist du keine Krankheit, sondern ein Segen,
nur innerhalb Seiner gesetzten Grenzen bist du wie der nach der Dürre kommende Regen,
der den Boden belebt und das Beste aus ihm herausholt und ihn wachsen lässt,
nur wenn das Fundament stark genug ist, wird auch das Haus felsenfest
und das ist nur stark genug, wenn es auf dem Allerstärksten baut,
dem Allmächtigen, dem ewig Lebenden, ewig Existenten, der nur "Sei!" zu sagen braucht
und es ist - und dann steht ein solches Haus für die Ewigkeit,
eine solche Liebe trägt keinen Unterton der Vergänglichkeit, sondern der endlosen Barmherzigkeit
füreinander und vom Allerbarmer, dem Liebenden und Allvergebenden -
Glücklich ist also der, der Ihn mehr liebt als alles und jeden, Toten und Lebenden
und der durch Ihn dann die liebt, die auch Ihn über alles stellt,
die das Leben nur so lebt, wie es Ihm gefällt
und glücklich sind die zwei, die einander um Seinetwillen lieben und alles für Ihn geben,
denn dann ist das Herz auch stark genug, um einander immer wieder zu vergeben
und Geduld füreinander zu haben für die guten und schlechten Zeiten,
denn erst in der Ehe bist du, Liebe, wirklich wahr, wenn man den Partner richtig kennt und schätzt, mit all seinen Seiten -
Und erst wenn man bereit ist, Verantwortung zu tragen, nicht nur bis zum Tod, sondern noch sehr viel weiter,
bist du keine Krankheit mehr, sondern eine Leiter,
die zum Allerhöchsten, zum Frieden und zum Frieden Gebenden führt 
und wie glücklich der ist, den diese Krankheit zwar berührt,
doch der durch Allah's Barmherzigkeit die Liebe zu Ihm in ihm schürt
und er somit Heilung findet und doch durch die Wege des Herrn mit ihr in dieser Liebe verbleibt,
der somit sein schwaches Herz von jeder Versklavung durch die Unterwerfung an Ihn allein befreit und mit der einen Person dann im Lichte Seiner Liebe nicht nur das Leben teilt, sondern auch die Ewigkeit.

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„Falls er mit der Liebe getestet wird, (und) er (dabei) keusch und geduldig bleibt, dann wird er für das Fürchten gegenüber Allah belohnt werden. Es ist aus einem Schar’ia Beweis bekannt, dass, wenn eine Person keusch bleibt und sich von unerlaubten (haram) Sachen, Blicken, Reden und Taten fernhält und er ruhig bleibt und nicht darüber spricht, sodass es unerlaubte (haram) Reden darüber gibt, ob er sich bei einer anderen Person beschwert oder offenkundig sündigt, oder hinter der Geliebten her ist – ist er Allah gehorsam gegenüber und wehrt die Sünde ab, trotz des Liebesschmerzes, welcher er in seinem Herzen fühlt – wie jener, der von einer Katastrophe heimgesucht wird und er die Pein mit Geduld erträgt, dann wird er zu jenen gehören, die Allah fürchten und geduldig sind.
"Allah ist wahrlich gnädig gegen uns gewesen. Wahrlich, wer rechtschaffen und geduldig ist - nimmermehr läßt Allah den Lohn derer, die Gutes tun, verlorengehen." (12:90)""**
"Jede Liebe, die von Seiner Liebe wegführt, ist in Wirklichkeit eine Strafe. Nur eine Liebe, die zu Seiner Liebe führt, ist eine aufrichtige und reine Liebe."*** 

"Und unter Seinen Zeichen ist dies, dass Er Gattinnen für euch aus euch selber schuf, auf dass ihr Frieden bei Ihnen finden möget; und Er hat Zuneigung und Barmherzigkeit zwischen euch gesetzt. Hierin liegen wahrlich Zeichen für ein Volk, das nachdenkt." (30:21)
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*Imam Ibn al-Qayyim, رحمت‌الله علیه, Tibb an Nabawi
**Shaykh Ibn Taymiyah, رحمت‌الله علیه, Majmoo’ al-Fataawa: (10/133)
***Imam Ibn al-Qayyim, رحمت‌الله علیه, Al-Wabil as-Sayyib min al-Kalim at-Tayyib

Sonntag, 13. Juli 2014

Weltmeisterschlacht

بسمالله الرحمن الرحیم


"Weltmeister" nennen sie es und feiern bis in den Morgen,
freuen sich über den Titel und vergessen all ihre Sorgen,
heute wird gefeiert und außer Freude bleibt alles andere verborgen -
Und während über Deutschland bunte Feuerwerke schießen,
die Menschen sich mit Alkohol begießen,
Unzählige Summen in Massenentertainment fließen,
Fließt woanders auf der Welt das Blut unschuldiger Seelen,
Schießen woanders auf der Welt unzählige Raketen,
Begießt woanders auf der Welt ein Massenmörder den Boden mit Benzin
und lässt die Flammen spielen, die dann fremden Kindern das Leben entziehen -

Ich gratuliere, herzlichen Glückwunsch zur Weltmeisterschaft,
eine weitere gewonnene Schlacht, ein weiteres Zeichen der Macht -
Während wir uns ertränken in medialer Überflutung und die ganze Welt lacht,
wird über Palästina erneut ein Feuer entfacht -
Die Kulisse steht, das Spiel ist eröffnet, die ganze Welt starrt
auf ein und denselben Punkt und verharrt
in diesem Zustand und wird zugedröhnt und ordentlich abgelenkt,
voll gepumpt mit Billboards, Musik, Filmen, Werbung, damit auch ja keiner nachdenkt -

Hörst du die Schreie auf der Straße, das Knallen der Raketen, das Heulen der Sirenen?
Bei dem einen Geräusche der Freude, bei dem anderen ein Kampf ums Überleben,
doch was hören wir von all dem und was sehen wir davon?
Die einen laufen vor Freude, die anderen laufen davon,
um ihr Leben zu retten, denn es regnet Bomben und der Tod ist ihnen ständig auf der Spur,
und er lässt nicht locker, verfolgt sie, bis er sie hat und er bleibt stur -

Und wenn der Unterdrückte aufsteht und seine Familie beschützen will,
sieht die Lage ganz anders aus, plötzlich ist niemand weiter still,
sondern sie alle zeigen entsetzt auf ihn und bezeichnen ihn als "Extremisten",
die Schlagzeilen schreiben alle vom Konflikt zwischen "Israel und den Radikalisten" -
Doch ist es "radikal", sich zu verteidigen, seine Familie, sein zu Hause, sein Leben?
Hat man dadurch die Identität des Mensch-Seins aufgegeben?
Wieso wird der Muslim zum "Radikalist", doch "Israel" bleibt einfach so?
Dabei sind beide Seiten beteiligt und unter ihnen zahlreiche Menschen bedroht
und versteht mich nicht falsch, ich bin weder ein Freund der Gewalt,
noch ein Freund der Politik oder irgendeiner daran beteiligten Gestalt,
sondern ein Freund der Gerechtigkeit und ein Fürsprecher des Friedens,
doch was ich seh', ist absolut nicht gerecht und auch kein Unentschieden,
es ist Massenmord und Abschlachtung, und ich kann es nicht verstehn',
diese Grausamkeit, daran leiden doch auch Unschuldige in Israel
und bei beiden tut es weh und ich wünsche es keinem, denn egal, welche Nationalität,
all die Toten könnten Eltern eines Kindes sein, das Kind anderer Eltern sein,
und mit jedem Opfer stirbt nicht nur ein Mensch, sondern auch mindestens ein weiteres Herz zersplittert in tausend Stücke wie Glas unterm fallenden Stein
und eine weitere Seele verbleibt in dieser kalten, herzlosen Welt, ganz allein -

Doch sie sind Weltmeister, die Meister dieser Welt, die Gewinner dieser Schlacht,
die Menschen mit der meisten Macht,
Genug Macht, die durch einen kleinen Schritt Massentode auf beiden Seiten verhindern könnte,
die dem ganzen Schrecken ein Ende setzen könnte,
doch stattdessen pumpen sie sich zu und verbleiben im Tiefschlaf wie ein taubes, blindes Schaf
Und mit Blut schreiben sie ihre Namen, kaltblütig und kein Hauch von Erbarmen
und der Schrei der Unterdrückten verstummt im Verlangen nach Gerechtigkeit,
ihr Blut fließt langsam, doch sie sterben mit der Hoffnung auf die Unendlichkeit,
wartend auf den Tag, an dem sie endlich Ruhe finden und die tiefe Wunde verheilt,
dem Tag, an dem sie sie endlich erlangen werden - die lang ersehnte Freiheit.

#FreedomForPalestine



Montag, 9. Juni 2014

Liebesbrief | Part III | An mich selbst

بسم الله الرحمن الرحيم



Liebes Ich, Assalaam aleykum wa rahmatullah,

möge der Frieden und die Barmherzigkeit Allahs auf dir sein -
so oft sprach ich diese Worte, doch noch nie waren sie so ernst gemeint
wie heute, denn heut weiß ich, was ich damals nicht wusste,
heut' hab ich hinter mir, wodurch ich damals noch nicht musste
und du hast noch Zeit, den richtigen Weg zu wählen,
also bitte hör zu, ich möcht' dir meine Geschichte erzählen...

Es begann alles an einem ganz normalen Tag,
ein ganz normales Frühstück und ein ganz normaler Start,
ich saß wie immer in der Uni und lernte für die Klausur nächsten Monat,
wie immer beschwerte ich mich über den Stoff, denn es war viel und sehr hart,
wie immer betete ich schnell, eilte zurück und machte weiter, bis ich's nicht mehr aushalten
konnte und wie immer hörte ich deshalb meine Playlist, um ein wenig abzuschalten -
Wie immer verbrachte ich mit meinen Freunden die Pause,
und wie immer ging ich am Abend total erschöpft nach Hause -
Auf dem Weg rief meine Mutter mich mehrmals an und fragte mich sauer
wo ich bliebe und ich antwortete genervt, denn es wurde zu viel auf Dauer
und ich dachte an die Klausur und bekam Panik und wiederholte den Stoff vielmals
vor mich hin und wie immer an der Ampel schaute ich kurz auf die Uhr, doch die Uhrzeit? 
Die erfuhr ich niemals -

Ein panisches Hupen, kreischende Bremsen und ein stechender Schmerz,
verschwommene Umgebung und ein immer leiser schlagendes Herz -
Die Umgebung wurde leiser und ich war ganz benommen,
ich hatte keine Ahnung, nun wurde der Schleier von mir genommen (50:22)
und mein Blick ist heute scharf und es kam der Todesengel, an den ich so lange nicht dachte,
den ich vergaß, als ich schlief, lernte, weinte oder lachte
und nun stand er vor mir und es gab kein zurück,
ich sah mein ganzes Leben vor mir, Stück für Stück
und den Moment, als ich lernte für die Klausur im nächsten Monat,
wie sicher ich war, dass ich sie mitschreiben würde und was ich alles dafür tat,
dabei ist doch der Tod das einzig sichere, woran kein Zweifel besteht,
und doch stand ich früh zum Lernen auf, aber nicht in der Nacht fürs Gebet
und nun sah ich mich selbst, wie ich mich über den Stoff beschwerte und dennoch diszipliniert lernte,
anstatt meinem Herrn einfach für all das zu danken und Ihm von Herzen zu dienen,
indem ich Ihn zum Zentrum meines Lebens mache und für IHN fleißig wäre wie eine Biene -
Ich denk' an all die Facebook-Unterhaltungen, SMS, Whatsapp-Nachrichten und Anrufe,
wie viel Zeit ich an vielen Menschen verlor, anstatt dass ich mal öfter meinen Herrn anrufe?!
Mein Herz weint und schreit und brennt vor Reue beim Anblick meiner selbst,
wie ich mit Eile und Höchstgeschwindigkeit betete, jedes Mal ganz kurz und ganz schnell
und auch immer in allerletzter Sekunde und ohne Konzentration,
könnt' ich doch bloß einmal kurz zurück, sogar in die allerletzte Situation
meines Lebens, wenigstens zurück zum Anruf meiner Mama, die mich ganz besorgt fragte,
um ihr zu sagen, dass ich sie über alles liebe und schätze und all ihre Mühen für mich achte
und dass ich weiß, dass das Paradies unter ihren Füßen liegt,
dass es auf der ganzen Welt keine wichtigere, geliebtere Person für mich gibt
und dass es mir leid tut, mir einfach alles von Herzen leid tut und sie mir bitte verzeihen und mich befreien soll von dieser Bürde -
"Mein Herr! Wenn Du mir nur Aufschub für eine kurze Frist gewähren würdest,
dann würde ich Almosen geben und einer der Rechtschaffenen sein." (63:10)
Ich würde öfter Zuflucht suchen vor der bevor stehenden Pein,
die mich erwartet im Grab und ich würde meine Eltern bedingungslos ehren,
das Schlechte verbieten, das Gute gebieten, mehr um Vergebung bitten, öfter verzeihen und meine Adhkaar vermehren,
Allahs mehr gedenken, die Konsequenz meiner Sünden immer vorher bedenken -
Ich seh mich selbst, wie ich "abschalte" mit Musik in den Ohren,
am liebsten würde ich die Musik abschalten bevor Allah meinen Körper ausschaltet und mir selbst ins Gedächtnis bohren:
"Lass es sein! Schalt sie aus, der kurze Moment ist es nicht wert, Allah hat sie uns doch ganz klar verwehrt!",
und doch tun wir es immer wieder, ohne daran zu denken, dass Allah uns doch immer sieht,
und eines Tages der Todesengel unsere Seele aus unserem Körper zieht -
So viele Sünden habe ich begangen, so viele Gelegenheiten für gute Taten sind vergangen,
so lang erschien mir das Leben, doch wie schnell verging die Zeit,
wie viel habe ich nun davon, frage ich mich, denn nun ist es so weit -
Die Zeit ist um, es gibt kein Zurück, und ich bin allein, allein mit all meinen Taten,
ich wünschte, ich könnte wenigstens einmal noch 'SubhanAllah' sagen -
Ich frage mich, ob ich gut genug zu meinen Nachbarn war, ob mich einer von ihnen wohl vermisst?
Doch die Zeit ist um, "Und nie wird Allah jemandem Aufschub gewähren, wenn seine Frist um ist." (63:11)

Liebes Ich, bitte nimm dich in Acht vor Sheytaan's List,

denke dran, "dass wahrlich das diesseitige Leben nur ein Spiel und ein Zeitvertreib ist" (57:20),
In dem nichts umsonst ist, doch der Tod wird nichts kosten, 
und wahrlich, "Jede Seele wird den Tod kosten" (3:185) -
Fall nicht rein auf die Schönheit dieser Welt und auf ihre Genüsse,
denke an die versprochenen Gärten, mit ihrem ewigen Frieden und den darin fließenden Flüssen -
Lies im Qur'an, auf dass er dein Fürsprecher sein wird und dich fernhält von verbotenen Gelüsten,
Denn Allah schwört "bei den Stationen der Sterne - und wahrlich, das ist ein großer Schwur, wenn ihr es nur wüsstet,
dass dies wahrlich ein edler Qur'an ist" (56:75-77), für den wir dankbar sein müssen -

Eines Tages wird auch dein Leben enden und du wirst antworten müssen für deine Taten,
und lass mich dich nun etwas fragen: Hörst du dich selbst noch atmen?
Also ist es noch nicht zu spät, um Vergebung zu bitten, dich selbst zu retten, dein Leben zu verändern und alles besser zu machen,
damit du -  ان شاء الله (in shaa Allah) - diese Welt ruhigen Herzens verlässt, zwischen all denen die weinen, als einzige/r mit einem Lachen.


Herzlichste Grüße wa salaam aleykum wa rahmatullah,
 

(irgend)eine verstorbene Seele